Die Wurzel des Medizinalrhabarbers (Rheum palmatum) – nicht zu verwechseln mit dem essbaren Garten-Rhabarber – ist ein traditionelles Arzneimittel. Als Abführmittel hilft sie bei Verstopfung, wobei ihre Wirkung je nach Dosis variieren kann: Kleine Mengen gelten als verdauungsfördernd und sogar leicht stopfend, größere Mengen wirken stark abführend. Darüber hinaus enthält Rhabarberwurzel Gerbstoffe, die Entzündungen hemmen, und sie wird äußerlich in der Mundpflege eingesetzt (z. B. bei entzündetem Zahnfleisch).
Rhabarberwurzel enthält Anthrachinon-Glykoside (Anthranoide), die im Darm zu wirksamen Verbindungen (z. B. Rhein, Emodin) abgebaut werden. In niedriger Dosis überwiegen die zusammenziehenden Gerbstoffe – der Stuhl wird eher fester. In höherer Dosis entfalten die Anthranoide eine abführende Wirkung, indem sie die Darmbewegung anregen und die Wasseraufnahme im Dickdarm hemmen. Etwa 6–10 Stunden nach Einnahme tritt ein weicher bis flüssiger Stuhl ein. Äußerlich angewendet (z. B. als Tinktur) wirken die Gerbstoffe der Rhabarberwurzel entzündungshemmend und blutstillend, weshalb sie zur Behandlung von entzündetem Zahnfleisch oder Aphten genutzt wird.
Zur abführenden Behandlung von Verstopfung beträgt die übliche Dosierung 20–30 mg Anthranoid-Glykoside pro Tag, was etwa 1–2 g Rhabarberwurzel entspricht. Hierfür kann ein Tee angesetzt werden: 1–2 g geschnittene Wurzel mit 150 ml heißem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen und abends trinken. Die Wirkung tritt nach 6–10 Stunden ein. Wichtig: Nicht länger als 1–2 Wochen am Stück anwenden. Für die äußere Anwendung (bei Zahnfleischproblemen) sind fertige alkoholische Auszüge erhältlich, die direkt auf die entzündeten Stellen aufgetragen werden können.
Rhabarberwurzel sollte nur kurzfristig (max. 1–2 Wochen) und nicht häufiger als 2–3 Mal pro Woche als Abführmittel eingesetzt werden. Längerer Gebrauch kann zu Elektrolytverlusten (v.a. Kalium) und Darmträgheit führen. Patienten mit Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen oder unklaren Bauchschmerzen dürfen Rhabarberwurzel nicht einnehmen. Während Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Kinder unter 12 Jahren ist sie nicht empfohlen. In seltenen Fällen treten krampfartige Bauchschmerzen oder Durchfall auf – dann sollte die Dosis reduziert werden. Bei Missbrauch über längere Zeit kann Kaliummangel entstehen, der die Wirkung von Herzglykosiden verstärkt und Herzrhythmusmittel beeinflusst.
Wie schnell und wie stark wirkt Rhabarberwurzel als Abführmittel? In der Regel tritt die abführende Wirkung 6–10 Stunden nach der Einnahme ein – deshalb nimmt man Rhabarberwurzel abends vor dem Schlafengehen. Die Stärke hängt von der Dosis ab: 1–2 g der Wurzel führen am nächsten Morgen zu weichem Stuhl. Eine etwas höhere Dosis kann Durchfall auslösen, daher vorsichtig an die individuell passende Menge herantasten.
Kann Rhabarberwurzel auch bei Durchfall helfen? Ja, in kleiner Dosierung wirkt Rhabarberwurzel durch ihre Gerbstoffe sogar stopfend. Früher wurde sie in geringer Menge auch gegen Durchfall eingesetzt. Allerdings ist die Dosierung heikel – etwas zu viel, und die abführende Wirkung überwiegt. Daher nutzt man heute bei Durchfall eher andere Mittel (z.B. Heilerde). Kleine Mengen (unter 1 g) könnten aber die Stuhlkonsistenz verbessern.
Ist Rhabarberwurzel zur Daueranwendung geeignet? Nein, sie sollte nicht dauerhaft genommen werden. Längerer Missbrauch stimulierender Abführmittel führt zu Elektrolytstörungen, Darmträgheit und anderen Problemen. Für chronische Verstopfung sind ballaststoffreiche Ernährung, Bewegung und ausreichendes Trinken besser. Wenn Abführmittel nötig sind, nur zeitweise und am besten in Absprache mit einem Arzt.